Das bekannte Stück von Bertolt Brecht wird von der Theater-AG des Markgrafen-Gymnasiums in Durlach am 2. und 3.4.2019, jeweils um 19:30 Uhr, in der Karlsburg Durlach aufgeführt.
Fünf Götter wandeln auf der Erde und informieren sich über den Zustand der Welt. Diese könne bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden, die ein menschenwürdiges Dasein leben und Gutes tun können. Der arme Wasserverkäufer Wang versucht zunächst vergeblich ein Nachtquartier für sie zu finden. Die Prostituierte Shen Te ist die einzige, die den Göttern ihre Kammer als Nachtquartier zur Verfügung stellt, unter Verzicht auf einen Freier, der für die am nächsten Tag fällige Miete sehr nötig gewesen wäre,.
In Shen Te glauben die Götter wenigstens einen guten Menschen gefunden zu haben. Sie bezahlen ihr als Dank für die Übernachtung 1000 Silberdollar. Damit kauft sich Shen Te einen Tabakladen und versucht Gutes zu tun: Sie verteilt Essen an die Armen, gibt ihnen Obdach, lässt sich bestehlen. Die mehr oder minder Hilfsbedürftigen danken es ihr nicht, sondern wollen immer mehr. Zudem fehlt echte Kundschaft, weil sich der Tabakladen in einem Elendsviertel befindet. Sie kann die Miete nicht bezahlen.
Da sich Shen Te bald nicht mehr helfen kann, verkleidet sie sich als Mann und gibt sich bewusst als ihr eigener Vetter Shui Ta aus. Dieser kann kalkulieren, haushalten und Forderungen stellen und diese durchsetzen. Außerdem hält er den „Schmarotzerhaufen“ in Schach.
Um die Miete aufzutreiben gibt Shen Te alias Shui Ta eine Heiratsannonce auf. Auf dem Weg zu einem Treffen lernt sie den arbeitslosen Flieger Sun kennen, den sie von seinem Vorhaben abbringt sich umzubringen. Als Mann Shui Ta erkennt sie sein berechnendes Wesen, während sie als Frau Shen Te den Flieger liebt.
Als Shen Te schwanger wird und fürchtet, dass auch ihr Kind in Armut aufwachsen muss, tritt sie fast nur noch verkleidet auf und gründet mit großer Rücksichtslosigkeit eine Tabakfabrik. Die Bewohner Sezuans werden allerdings argwöhnisch: Wo ist Shen Te? Sie glauben, Shui Ta habe sie ermordet. Bei dem darauffolgenden Gerichtsprozess kommt alles ans Licht.
„Der gute Mensch von Sezuan“, 1943 uraufgeführt, ist eines der bekanntesten Werke von Bertolt Brecht. Es zeigt beispielhaft, wie er sich sein sogenanntes „episches Theater“ vorgestellt hat: als „Mit-mach-Theater“, denn die Zuschauer müssen sich die entscheidenden Fragen selbst beantworten: Sind die Menschen für den Zustand der Welt verantwortlich? Oder liegt die Ursache dafür in der Welt und ihrer Ordnung? Liegt es an den „falschen“ Göttern? Oder sind alle drei dafür verantwortlich? Kamm man diese Welt ändern? Und wenn ja, auf welche Art und Weise?
Es ist heute nicht leichter geworden mit den „guten Menschen“, vor allem seit der Begriff des „Gutmenschen“ zum Unwort des Jahres 2015 gewählt und zum Symptom einer zerrissenen Gesellschaft gemacht wurde. Besonders das virtuelle Leben bietet viele Möglichkeiten, sich in unserer Gesellschaft mal eben als guter Mensch hervorzutun. Man kann seine Solidarität mit den Armen und Abgehängten dieser Erde durch Aufsehen erregende Statusmeldungen kundtun oder sie schnell in die Welt hinaus twittern.
Das „Zurück-ins-Leben-Übersetzen“ muss in dieser Inszenierung von den Zuschauern selbst geleistet werden. Lediglich die Kostüme und die Musik schaffen aktuelle Bezüge.
Anders als im Original treten in dieser Inszenierung fünf Götter auf, womit die Rolle der Religionen als eine gesellschaftlich problematische stärker akzentuiert und hinterfragt werden kann.
Um deutlicher zu machen, dass sich die Hauptfigur, um zu überleben, in zwei Persönlichkeiten aufspalten muss, da es unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen „den guten Menschen“ nicht geben kann, werden die Rollen der Shen Te bzw. des Shui Ta von zwei verschiedenen Schauspielerinnen dargestellt.
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