Die Grötzinger Ölmühle – Ein Industriedenkmal am Fluss



(hfg.) Die alte Schmiede im schottischen Gretna Green ist ein weltweit bekannter Ort für spektakuläre Trauungszeremonien. Warum also könnte so ein altehrwürdiges Handwerkszentrum nicht auch im badischen Grötzingen eine anschauliche Kulisse für Hochzeiten mit gewissem Flair sein, fragt sich Harald Schwer. Der zweite Vorsitzende der Heimatfreunde im badischen Malerdorf sieht auf die alte Diedelsheimer Mühle, die vor nahezu 50 Jahren auf Initiative von Bürgermeister Herbert Schweizer mit enormem logistischen Aufwand nach Grötzingen verbracht wurde. An der Ecke zur Straße an der Pfinz und Friedrichstraße bekam sie damals unter einem Dach ein neues Zuhause samt ihrem großen Wasserrad, Mühlrad und Königsrad. „Jetzt, nahezu 50 Jahre nach der Umsiedelung ist es an der Zeit, dass dieses Industriedenkmal vor dem Verfall gerettet wird, wenn man jetzt nichts macht, ist dieses Kulturgut in 10 Jahren vergammelt und dann heißt es gnadenlos: Abreißen!“, sagt Harald Schwer, dem die Erfahrungen mit dem Grötzinger Schloss und der historisch verbürgten Gaststätte „Schwanen“ gewaltig in den Knochen stecken. Sein Verein, die Heimatfreunde Grötzingen, setzen sich bekanntermaßen für die Erhaltung und Pflege badischer Kulturgüter ein. Das Erbe der Malerkolonie, die Entdeckung ihrer Verbindung zu Obersteinach, die Rettung und Renovierung des Torbogens auf dem Niddaplatz und viele Ausstellungen in der Galerie sind nur wenige Beispiele aus der letzten Zeit: Grötzingen liegt den Heimatfreunden am Herzen und sie engagieren sich!

Nun also die Ölmühle in der Nähe der Pfinz an der Friedrichstraße. Nach diversen Rädern hatte sie eine sogenannte Königswelle einen „Kollergang“ und verschiedene Antriebe. Die Ölsamen wurden nicht gemahlen, sondern gequetscht. In einem Säckchen aus einem Geflecht aus Kuhschwanzhaaren filterten die Ölmüller ihr vorher erwärmtes Produkt und aus den Löchern im Boden einer Wanne fing man das wertvolle Lebensmittel auf. „Das war zu kostbar für Leuchten, also stellte man diese aus dem tierischem Abfallprodukt Talg her, „Tran“ genannt“, erklärt Harald Schwer. Daher wird bis heute eine miese Beleuchtung oder ein unterbelichteter Mensch „Tranfunzel“ genannt.“ Den „Ölkuchen“, Rest aus der Presse, bekamen das Vieh oder auch – an zweiter Stelle – die Kinder zur Nahrung.

Vorsitzender Dr. Klaus Feige und seine Heimatfreunde sammeln seit geraumer Zeit für die Rettung des Kulturdenkmals an der Pfinz. „Das Dach muss in jedem Fall überarbeitet werden, die Firstziegel sind weitestgehend kaputt“, klagen Klaus Feige und Harald Schwer. Sie haben bereits Kontakt zu Handwerkern und Technikern, Malern, Dachdeckern und Zimmerleuten aufgenommen und Konzepte betrachtet. Nach einer generellen Reinigung muss der Platz vor der Mühlenanlage eine veränderte, sichere und der Ansicht der Mühle gerecht werdende Gestaltung erhalten, sagen beide. „Er sollte behindertengerecht und verkehrssicher ausgebaut werden, damit dort Versammlungen und Feste statt finden können. Sockelputz und Stahlgeländer müssen dringend erneuert und renoviert werden. Die Mühle sollte so eingezäunt sein, dass sie nach vorn zu öffnen ist, damit unterm Dach Vorstellungen und Ereignisse statt finden können, während ein Publikum vor der Mühle guten Einblick hat. Europatag, Tag des Offenen Denkmals und Mühlentag wären hervorragende Termine um dieses, dann renovierte Schmuckstück, in seiner gepflegten Umgebung vorzustellen.

„Seit einiger Zeit sammeln wir für dieses Projekt. 2018 hatten wir die „Vorsetzabende“ unter dieses Motto gestellt“, berichtet Harald Schwer. Der Erlös seines Büchleins „Woisch noch“ fließt in die Kasse zu Gunsten der Ölmühle, ebenso der Gewinn aus einem Konzert, dass Helga und Harald Schwer mit Dieter Huthmacher organisierten. „Aber zur Verwirklichung des Projektes müssen wir mit dem Ortschaftsrat, der Ortsverwaltung und der Stadt sehr eng und vertrauensvoll zusammen arbeiten“, sagen die Vorsitzenden: „Denn wir brauchen zusätzliche Mittel aus dem Haushalt der Stadt und aus der Denkmalsförderung und –pflege. Eine intakte Mühle – für einen Ort am Fluss eigentlich ein Muss!


Grötzingen - Vereinsnachrichten
17. März 2020

Die Grötzinger Ölmühle – Ein Industriedenkmal am Fluss

Die Ölmühle in Grötzingen soll nach dem Wunsch der Heimatfreunde saniert werden.

(hfg.) Die alte Schmiede im schottischen Gretna Green ist ein weltweit bekannter Ort für spektakuläre Trauungszeremonien. Warum also könnte so ein altehrwürdiges Handwerkszentrum nicht auch im badischen Grötzingen eine anschauliche Kulisse für Hochzeiten mit gewissem Flair sein, fragt sich Harald Schwer. Der zweite Vorsitzende der Heimatfreunde im badischen Malerdorf sieht auf die alte Diedelsheimer Mühle, die vor nahezu 50 Jahren auf Initiative von Bürgermeister Herbert Schweizer mit enormem logistischen Aufwand nach Grötzingen verbracht wurde. An der Ecke zur Straße an der Pfinz und Friedrichstraße bekam sie damals unter einem Dach ein neues Zuhause samt ihrem großen Wasserrad, Mühlrad und Königsrad. „Jetzt, nahezu 50 Jahre nach der Umsiedelung ist es an der Zeit, dass dieses Industriedenkmal vor dem Verfall gerettet wird, wenn man jetzt nichts macht, ist dieses Kulturgut in 10 Jahren vergammelt und dann heißt es gnadenlos: Abreißen!“, sagt Harald Schwer, dem die Erfahrungen mit dem Grötzinger Schloss und der historisch verbürgten Gaststätte „Schwanen“ gewaltig in den Knochen stecken. Sein Verein, die Heimatfreunde Grötzingen, setzen sich bekanntermaßen für die Erhaltung und Pflege badischer Kulturgüter ein. Das Erbe der Malerkolonie, die Entdeckung ihrer Verbindung zu Obersteinach, die Rettung und Renovierung des Torbogens auf dem Niddaplatz und viele Ausstellungen in der Galerie sind nur wenige Beispiele aus der letzten Zeit: Grötzingen liegt den Heimatfreunden am Herzen und sie engagieren sich!

Nun also die Ölmühle in der Nähe der Pfinz an der Friedrichstraße. Nach diversen Rädern hatte sie eine sogenannte Königswelle einen „Kollergang“ und verschiedene Antriebe. Die Ölsamen wurden nicht gemahlen, sondern gequetscht. In einem Säckchen aus einem Geflecht aus Kuhschwanzhaaren filterten die Ölmüller ihr vorher erwärmtes Produkt und aus den Löchern im Boden einer Wanne fing man das wertvolle Lebensmittel auf. „Das war zu kostbar für Leuchten, also stellte man diese aus dem tierischem Abfallprodukt Talg her, „Tran“ genannt“, erklärt Harald Schwer. Daher wird bis heute eine miese Beleuchtung oder ein unterbelichteter Mensch „Tranfunzel“ genannt.“ Den „Ölkuchen“, Rest aus der Presse, bekamen das Vieh oder auch – an zweiter Stelle – die Kinder zur Nahrung.

Vorsitzender Dr. Klaus Feige und seine Heimatfreunde sammeln seit geraumer Zeit für die Rettung des Kulturdenkmals an der Pfinz. „Das Dach muss in jedem Fall überarbeitet werden, die Firstziegel sind weitestgehend kaputt“, klagen Klaus Feige und Harald Schwer. Sie haben bereits Kontakt zu Handwerkern und Technikern, Malern, Dachdeckern und Zimmerleuten aufgenommen und Konzepte betrachtet. Nach einer generellen Reinigung muss der Platz vor der Mühlenanlage eine veränderte, sichere und der Ansicht der Mühle gerecht werdende Gestaltung erhalten, sagen beide. „Er sollte behindertengerecht und verkehrssicher ausgebaut werden, damit dort Versammlungen und Feste statt finden können. Sockelputz und Stahlgeländer müssen dringend erneuert und renoviert werden. Die Mühle sollte so eingezäunt sein, dass sie nach vorn zu öffnen ist, damit unterm Dach Vorstellungen und Ereignisse statt finden können, während ein Publikum vor der Mühle guten Einblick hat. Europatag, Tag des Offenen Denkmals und Mühlentag wären hervorragende Termine um dieses, dann renovierte Schmuckstück, in seiner gepflegten Umgebung vorzustellen.

„Seit einiger Zeit sammeln wir für dieses Projekt. 2018 hatten wir die „Vorsetzabende“ unter dieses Motto gestellt“, berichtet Harald Schwer. Der Erlös seines Büchleins „Woisch noch“ fließt in die Kasse zu Gunsten der Ölmühle, ebenso der Gewinn aus einem Konzert, dass Helga und Harald Schwer mit Dieter Huthmacher organisierten. „Aber zur Verwirklichung des Projektes müssen wir mit dem Ortschaftsrat, der Ortsverwaltung und der Stadt sehr eng und vertrauensvoll zusammen arbeiten“, sagen die Vorsitzenden: „Denn wir brauchen zusätzliche Mittel aus dem Haushalt der Stadt und aus der Denkmalsförderung und –pflege. Eine intakte Mühle – für einen Ort am Fluss eigentlich ein Muss!